Nachdem die „INITIATIVE MÜNSTERLAND für unbegleitete Kinder in Moria (Lesbos)“ nun seit mehr als einem Jahr durch Gottesdienste, Petitionen, Informationsstände, diverse Veranstaltungen sowie Spendenaufrufe das Schicksal tausender Geflüchteter im Lager Moria – darunter viele Kinder – in das Bewusstsein der Menschen vor Ort gerückt hat, folgt nun konsequenterweise die nächste Aktivität: Pünktlich vor der nächsten Sitzung des Hauptausschusses des Rates der Stadt Warendorf übersandten sie Bürgermeister Peter Horstmann einen Brief, in dessen Anhang sich eine „Anregung nach § 24“ der NRW-Gemeindeordnung befindet.

Inhaltlich fordert die INITIATIVE darin den Rat der Stadt Warendorf u.a. dazu auf, die Stadt möge sich zum „Sicheren Hafen“ für Geflüchtete sowie „aktuell aus Seenot Gerettete“ erklären. –

In den vergangenen Wochen hatte die Initiative sich und ihre Forderungen den Fraktionen der im Rat vertretenden Parteien im Rahmen von virtuellen Konferenzen vorgestellt und ausführlich begründet. –

Bereits im letzten Jahr war ein ähnlicher Antrag der Partei „Die Linke“ im Rat abgelehnt worden. Nun hatte sich die „INITIATIVE MÜNSTERLAND“ im Rahmen virtueller Konferenzen den Fraktionen von CDU, Die Linke, Grüne und SPD vorgestellt und dabei auch ihr Anliegen umfassend und eindringlich erläutert. „Insbesondere die seit Jahren andauernden menschenunwürdigen Bedingungen in den Lagern auf Lesbos und die Perspektivlosigkeit angesichts einer gescheiterten europäischen Asyl- und Migrationspolitik darf nicht weiter auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden“, so Bernd Hövener, Sprecher der Initiative.

„Dabei geht es nicht darum, eine eigenständige „Quasi-Außenpolitik“ in der Kommune zu betreiben“, ergänzt Werner Letz, der damit ein aus seiner Sicht nicht haltbares Argument aus dem letzten Jahr aufgriff. „Die in diesem Zusammenhang angeführten kommunalverfassungsrechtlichen Aspekte, die gegen die Erklärung zu einem sicheren Hafen sprechen könnten, finden sich in vielen politischen Statements, weil es natürlich einfach ist, eine Rechtsposition im Konjunktiv zu besetzen, wenn es an einer eigenen sachlichen Argumentation mangelt“, betonte Letz, um dann fortzufahren: „Gerade in asyl- und europarechtlichen Fragen gibt es viele völlig gegensätzliche Auffassungen der Rechts-gelehrten. Aber uns als Initiative geht es nicht um die Interpretation von Recht, sondern wir fühlen uns als Teil einer humanistischen Gesellschaft verpflichtet, Menschen uneigennützig zu helfen.“ –

Annette Klumpe, Gründungsmitglied der Initiative, die in ihrem Berufsalltag viel mit Kindern arbeitet, ist immer wieder entsetzt, wenn sie die Berichte von Lesbos sieht. „Es gibt Kinder, die haben seit acht Monaten kein einziges Wort gesprochen, sie gehen nicht aus dem Zelt, sind total apathisch. Und bei manchen kommt es dann auch dazu, dass sie versuchen, sich das Leben zu nehmen“ zitiert sie die Kinderpsychologin Katrin Glatz-Brubakk, die vor Ort auf Lesbos arbeitet. –

„Die schon lange anhaltenden katastrophalen Zustände in den Lagern auf Lesbos sind eines Europas, das sich auf seine christliche und abendländische Kultur beruft, unwürdig“, so Pfarrdechant Manfred Krampe, der durch seine Weihnachtspredigt 2019 den Anstoß für die Gründung der Initiative gegeben hatte. „Auch wenn wir uns hier explizit auf unsere christliche Grundhaltung berufen, fordern wir aber alle Menschen auf, die sich einer Mitmenschlichkeit und tätigen Humanität verpflichtet fühlen, unsere Forderungen zu unterstützen. Das gilt natürlich insbesondere auch für die Mitglieder des Rates der Stadt Warendorf“, so der Geistliche weiter.